Psychopharmaka im Alter


  • Das Gehirn verändert sich mit zunehmendem Alter, es wird anfälliger bei Störungen des Metabolismus oder der Durchblutung und kann sensibler auf die Medikamente reagieren.
     
  • Der veränderte Stoffwechsel im alternden Körper beeinflusst bei gleichzeitig sinkender Organfunktion die Wirksamkeit, Verträglichkeit und den Ausscheidungsprozess von Medikamenten.
     
  • Der Wasseranteil des Körpers nimmt um etwa 40% ab, der Körperfettanteil steigt hingegen um 35%. Das hat erheblichen Einfluss auf Verteilung und Abbau von Arzneien, insbesondere deren wasserlösliche (hydrophile) und fettlösliche (lipophile) Substanzen.
     
  • Durch die Zunahme an altersbedingten Erkrankungen leiden ältere Patienten an mehreren Erkrankungen gleichzeitig (Multimorbidität), die mit differenzierten medikamentösen Therapien behandelt werden können (Polypharmazie). Das erhöht das Risiko von unerwünschten Wechsel- und Nebenwirkungen und macht die regelmäßige Überprüfung der Notwendigkeit von Medikamentenverordnungen erforderlich.


  • Besonders gefährlich: anticholinergische Substanzen.


  • Die Dosierung sollte niedrig angesetzt und langsam einschleichend erfolgen („Start low, go slow“). 
     
  • Medikamente mit  einer sehr langsamen Halbwertszeit und der langsameren Verstoffwechselung und Ausscheidung beim alten Menschen führen zu der Gefahr einer Überdosierung und Intoxikation. 
     
  • Wechselwirkungen mit anderen Präparaten müssen erkannt und engmaschig überprüft werden.
     
  • Nicht nur das Ansetzen, sondern auch das Absetzten oder Umstellen eines Medikaments muss langsam erfolgen.


Risikoeinschätzung im Alter:

ANTIDEMENTIVA: Gering: Donepezil, Rivastigmin, Mäßig: Memantin, Galantamin

ANTIDEPRESSIVA: Gering: Duloxetin, Johanniskraut, Mirtazapin, Moclobemid, SSRI (bei Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Fluoxetin auf QTcZeit achten), Tianeptin, Venlafaxin; Mäßig: Agomelatin, Bupropion, Milnacipran, Vortioxetin; erhöht: Tranylypromin, Trazodon, Trizyklika (TZA)

ANTIPSYCHOTIKA: Gering: Amisulprid, Aripiprazol, Melperon, Pipamperon, Sulpirid; Mäßig: Haloperidol, Flupenthixol,  Fluspirilen, Olanzapin, Paliperidon, Quetiapin (CAVE QTcZeit), Risperidon, Ziprasidon, Zuclopenthixol; erhöht: Clozapin, Haloperidol i.v., Phenotiazine, Sertindol.

ANXIOLYTIKA: Gering: Lorazepam, Oxazepam, Pregabalin, Zaleplon, Zolpidem, Zopiclon; Mäßig: alle andere Benzodiazepine, , Melatonin, Opipramol (CAVE QTcZeit)

STIMMUNGSSTABILISIERER: Mäßig: Carbamazepin, Lamotrigin, Valproat; erhöht: Lithium.

ANDERE PSYCHOPHARMAKA: Mäßig: Acamprosat, Buprenorphin, Avanafil, Clomethiazol, Modafanil, Nalmefen, Naltrexon, Nikotin, Sildenafil, Tadalafil, Topiramat; erhöht: Atomoxetin, Disulfiram, Methadon, Morphinsulfat.