Neben- und Wechselwirkungen Antidepressiva
Die selektive Hemmung der Serotonin- oder Noradrenalin-Wiederaufnahme (SSRI/SSNRI) führt zu einer Reihe charakteristischer, meist nur vorübergehender UAW (zu Behandlungsbeginn, erste 2- 4 Wochen)
- Appetitminderung
- Übelkeit, Durchfall
- Kopfschmerzen
- Schwitzen
- Unruhe
- Schlafstörungen (auch MAO-Hemmer und Bupropion)---) Einnahme der Medikation abends vermeiden
- Sexuelle Funktionsstörungen (öfter persistierend)
TZA und alle Antidepressiva mit anticholinerger Komponente (z.B. Paroxetin unter den SSRI) vor allem bei Menschen >40-50J (>60J vermeiden!!!) und/oder bei alten Dosierungen
1)Mundtrockenheit
- Begünstigt Infektionen, Karies
- Geschmacksveränderungen
- „lästig aber nicht gefährlich“
- Reichliche Flüssigkeitsaufnahme
- -Saure, zuckerfreie Bonbons, Kaugummi
2)Verstopfung (Obstipation)
- Häufige unerwünschte Wirkung
- Vorsicht: Gefahr von Darmverschluss
- Anregung der Darmtätigkeit (Lactulose, Macrogol)
- Auf Flüssigkeitsaufnahme und ausreichende Bewegung achten
3)Akkomodationsstörungen
verschwommenes Sehen
4)Miktionsstörungen bis hin zum Harnverhalt
5)Exzessives Schwitzen
6)Delir/Verwirrtheit
7)Müdigkeit/Benommenheit (auch Mirtazapin!)
- Typisch zu Beginn der Behandlung
- Einnahmezeitpunkt beachten
- Besteht häufig auch als Symptom der Depression
- Eingeschränkte Fahrtauglichkeit beachten
- Gewünschter Effekt bei Schlafstörungen
8)Gewichtszunahme (auch Mirtazapin!)
- Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen weisen 2- 3 x höhere Prävalenz für Übergewicht auf
- Veränderungen des Appetits und der Aktivität im Rahmen der Depression selbst
- Verbunden mit metabolischen und kardiovaskulären Risiken
- Beeinträchtigt Einnahmetreue
- Kontrolle Gewicht, Blutzucker, Blutfette
MAO-Hemmer
- Tranylcypromin (irreversibler MAO-A und B-Hemmer) -Einhalten einer tyraminarmen Diät (Verzicht auf Rotwein, Schokolade, fermentierten Käse, Salami) zur Vermeidung von Blutdruckkrisen -„Karenzzeiten“ bei der Umstellung von oder auf andere Antidepressiva beachten -Ggf. vor einer geplanten OP absetzen
- Moclobemid (reversibler MAO-A-Hemmer) - Besser verträglich, keine Diät
Alle Antidepressiva:
1)Leberwerterhöhung
-Fast alle Antidepressiva können eine
Leberwerterhöhung hervorrufen, insbesondere bei
älteren Patienten und Polypharmazie
-Meist einige Tage bis zu 6 Monate nach
Therapiebeginn
-Nicht dosisabhängig
-Kontrolle der Leberwerte (Transaminasen)!
-Ausschluss anderer Ursachen (Alkohol, virale Hepatitis)
-Bei Agomelatin besondere Kontrollen notwendig
2)Kardiovaskuläre unerwünschte Wirkungen
-Hypo-/Hypertonie -Brady-/Tachykardie
-QTc-Verlängerungen
Herzrhythmusstörungen
Risikofaktoren: ->65 Jahre, weibliches Geschlecht
-Bekannte kardiovaskuläre Erkrankungen
-Elektrolytstörungen (Hypokaliämie)
-EKG-Kontrollen
-Laborkontrollen (Kalium, Magnesium)
-Am besten KEINE Polypharmazie
Serotoninsyndrom
- Selten
- Symptomatik: Zittern, Agitation, erhöhter Muskeltonus, gesteigerte Reflexe, Bewusstseinstrübung, Krampfanfälle, Fieber, Koma
- Auftreten vor allem unter bestimmten Kombinationstherapien (MAOH, SSRI, SNRI, Lithium)
Interaktionsrisiko bei Antidepressiva
- Monotherapie (ein Medikament) mit Antidepressiva anstreben, aber nicht immer möglich
- Die meisten Antidepressiva werden über das CYP450-System in der Leber verstoffwechselt
- Alter, Geschlecht, Gewicht, Leberfunktion, Fieber beeinflussen Verstoffwechslung von Medikamenten
Quelle: https://lra-aic-fdb.de/wp-content/uploads/2021/07/umgang-mit-psychopharmaka_26-01-17_-vortrag-dr-baumgaertner-1.pdf