Mann oder Frau als Therapeut?

 
Diese Entscheidung kann schwer fallen, muss aber nicht: stellen Sie sich einfach vor,  ob Sie über sexuelle Probleme oder Gewalterfahrungen oder Wünsche in der Partnerschaft lieber mit einer Frau oder einem Mann sprechen möchten. Hilft das ein bisschen?
 

Das Geschlecht des Psychotherapeuten kann für die Passung und die Beziehung sehr entscheidend sein; auch die Identifizierung mit dem Psychotherapeuten fällt leichter, wenn entsprechende Ähnlichkeiten bestehen. 


Doch das ist nicht alles. Hat in der eigenen Entwicklung beispielsweise eher der Vater gefehlt, dann ist es natürlich sinnvoller, für sich einen männlichen Psychotherapeuten auszuwählen und umgekehrt. Mann kann damit alte Wunden/innere Leere wieder öffnen/füllen und heilen. Das gleiche bei Gewalterfahrungen: man kann mit dem anderen Geschlecht endlich positive Erfahrungen machen (die Welt besteht aus Männern und Frauen, man kann in einer Therapie  lernen, dass nicht alle gleich sind!). Besonders wertvoll ist es, wenn spürbare Widerstände gegen einen männlichen Psychotherapeuten oder weibliche Psychotherapeutin auftreten. Genau dann ist eine Auseinandersetzung mit dieser Spannung besonders lohnend. 

Ist allerdings aufgrund von sehr (und frischen) traumatischen Erfahrungen, die Angst vor einem männlichen (oder auch weiblichen) Gegenüber zu groß und kann nicht überwunden werden, ist es natürlich vernünftiger, zu einer Therapeutin zu gehen. Aber wie gesagt, man kann nicht "lebenslang" eine Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht vermeiden (wir Menschen vermeiden gerne, was uns Angst macht!).


Für therapieerfahrene Menschen kann es sich lohnen, nach einiger Zeit zu wechseln. Bei dieser Gelegenheit sollte man eventuell auch in Erwägung ziehen, das jeweils andere Geschlecht zu wählen, da durch diesen Wechsel neue Dynamiken und Konflikte sichtbar werden.

Am besten vereinbaren Sie ein psychotherapeutisches Erstgespräch mit der Psychotherapeutin oder Psychotherapeuten ihrer Wahl. Dabei kann man sich herantasten und findet heraus, ob man sich in der Praxis wohl fühlt. Häufig wundern sich die PatientInnen selbst, wie sie sich bei dem Männlichen Therapeuten/weibliche Therapeutin wohl fühlen... anders als wie sie gedacht hatten!