Psychosomatik oder Psychiatrie?

Psychosomatik ist ein Teilgebiet der Psychiatrie. Während sich die Psychiatrie aber generell mit Störungen und Erkrankungen des Geistes beschäftigt, befasst sich die Psychosomatik mit den körperlichen Beschwerden, die Folgen solcher seelischen Belastungen sein können. Daraus leitet sich auch die Bezeichnung ab. Es ist eine Kombination aus beidem: Psyche steht für Seele, Soma für Körper.
Viele psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen können körperliche Symptome nach sich ziehen. Eine genaue Trennung der psychosomatischen, rein psychischen oder rein somatischen Beschwerden ist aber meist nicht möglich, denn sie bedingen sich gegenseitig. 

Psychosomatische Beschwerden treten in verschiedenen Formen auf und können nahezu alle Organe betreffen. Typische Symptome sind zum Beispiel chronische Schmerzen, die den Kopf, die Gelenke, Muskeln oder den Bauch betreffen können. Außerdem können allgemeine Beschwerden wie Erschöpfung, Müdigkeit und Schlafstörungen sowie körperliche Symptome wie Verdauungsbeschwerden, Kreislaufprobleme und Schwindel auftreten. Das Auftreten dieser körperlichen Beschwerden in Verbindung mit einer psychischen Erkrankung kann außerdem weitere Angstzustände auslösen. So zum Beispiel eine Angst davor, an einer schweren Krankheit zu leiden. Andere mögliche Beschwerden, bei denen psychosomatische Aspekte eine Rolle spielen, sind: Herzrasen, Ess- und Verdauungsstörungen wie Reizdarm, Bauchschmerzen, Übelkeit, Völlegefühl, Durchfall, Verstopfung, Gastritis (Magenschleimhautentzündung), Juckreiz, oft infolge innerer Anspannung, Ohrgeräusche (z.B. Tinnitus), Kloß- oder Engegefühl im Hals, Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Akne, akute heftige Kopfschmerzen und Migräneund viele weitere. 


Häufig werden diese Symptome unter anderem von Stress, Ängsten oder traumatischen Erlebnissen ausgelöst. Kennzeichnend ist außerdem, dass sich keine organischen Ursachen für die Beschwerden feststellen lassen.


Im Gegensatz zu Psychiatrischen Kliniken nehmen Psychosomatische Kliniken in der Regel keine Notfälle auf, wie Menschen mit  akuter Schizophrenie oder Menschen, bei denen akute Suizidgefahr besteht.


Psychosomatik: Indikation 

Haben sie ein oder mehrere der oben genannten körperlichen Beschwerden (ohne organische Ursache)  wie Chronische Schmerzen, Fibromyalgie, Hyperakusis, Morbus Menière, Tinnitus, usw. vor dem Hintergrund oder nicht vor dem Hintergrund klassischer psychischer Störungen wie Angststörungen, Depression, ADHS bei Erwachsenen, Akute Belastungsstörung, Borderline, Burnout, Posttraumatische Belastungsstörung, Binge-Eating-Störung, Bulimie, Magersucht usw., dann ist eine psychosomatische Behandlung indiziert bei Ihnen.

Psychosomatik: Behandlung

In der Psychosomatik versuchen die Ärzte und Therapeuten, gemeinsam mit dem Patienten möglichen psychosozialen Ursachen der Beschwerden auf den Grund zu gehen, zum Beispiel:

  • andauernder Stress
  • soziale Konflikte, etwa mit dem Partner oder am Arbeitsplatz, auch unbewusst
  • negative Erfahrungen und Erlebnisse
  • Ängste und eingefahrenen Verhaltensweisen


Eine Behandlung in der Psychosomatik berücksichtigt sowohl körperliche, seelische als auch soziale Faktoren:

  • Abklärung und ggf. Behandlung körperlicher Erkrankungen
  • Förderung eines gesunden Lebensstils: ausgewogene Ernährung und Bewegung, weniger Alkohol und Rauchen
  • Therapien wie beispielsweise Physiotherapie, Physikalische Therapie, Entspannungstechniken, Sport- und Bewegungstherapie, Kunst- und Ergotherapie
  • Soziale Beratung
  • In einer psychosomatischen Reha Fokus auch auf die Erwerbsfähigkeit!


Um die Ursachen der Beschwerden zu behandeln, spielt in der Psychosomatik die psychotherapeutische Unterstützung (meistens tiefenpsychologisch orientiert) eine zentrale Rolle (viel mehr als in einer Psychiatrie).