F90 ADHS

 

THERAPIE DER WAHL: Kombination aus medikamentöser Behandlung und Psychotherapie

 

Medikamentöse Behandlung

1) Psychostimulanzien stellen die effektivste medikamentöse Behandlung dar. Methylphenidat und andere Amphetamin-ähnliche Medikamente sind die am meisten verschriebenen Psychostimulanzien. Sie wirken gleich gut und haben ähnliche Nebenwirkungen. Zusätzlich zu den normalen Formulierungen sind verschiedene Präparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (verlängerter Wirkung) verfügbar, die eine einmal tägliche Dosierung ermöglichen und vermeiden, dass das Medikament falsch angewandt wird.


Zu den möglichen Nebenwirkungen von Psychostimulanzien zählen:

  • Schlafstörungen (wie Insomnie)
  • Appetithemmung
  • Kopfschmerzen
  • Magenschmerzen
  • Psychotische Erlebnisse
  • Erhöhte Herzfrequenz und Blutdruck
  • Depression, Traurigkeit oder Ängstlichkeit


Bei den meisten Kindern treten keine Nebenwirkungen auf, außer vielleicht einer Appetithemmung. Da Stimulanzien, wenn sie in hohen Dosen und für lange Zeit eingenommen werden, jedoch das Wachstum bis ins Erwachsenenalter hemmen können, überwacht der Arzt das Gewicht und die Größe des Kindes. Wenn Kinder langsam wachsen oder andere erhebliche Nebenwirkungen aufweisen, können Ärzte eine Medikamentenpause empfehlen. 


Methylphenidat (Medikanet Adult und Ritalin Adult, retardierte Präparate, BtM-pflichtig): Beginn 10 mg, wöchentlich um 10 mg/Tag  erhöhen bis zur individuell festgelegten Tageshöchstdosis, max. 1 mg pro Kg Körpergewicht bzw. 80 mg. 1x/Tag.
Einnahme 1x/Tag morgens sinnvoll, bei einigen Patienten, bei Welchen Wirkung über den tag nachlässt, 2x/Tag (morgens und mittags).

2) Atomoxetin (ein nicht stimulierendes ADHS-Medikament):
Bei Erwachsenen über 70 Kg Beginn 40 mg, eventuell nach 7 Tagen  erhöhen auf 2x 40 mg, max. 100 mg/Tag. Bei Erwachsenen unter 70 Kg 0,5 mg/kg Körpergewicht/Tag für 7 Tage, dann Dosis entsprechend der klinischen Wirksamkeit aufdosieren. Empfohlene Erhaltungsdosis 1,2 mg/kg KG/Tag.
Kontraindikationen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Engwinkelglaukom, zerebrovaskuläre Erkrankungen, Phäokromozytom, Schwangerschaft, Stillzeit. Achtung bei Krampfanfälle in der Vorgeschichte.
Sehr häufige NW: Schlaflosigkeit, Übelkeit, verminderter Appetit, trockener Mund. #
Bei Erwachsenen mit ADHS und starker Suchterkrankung oder Angst- und Ticstörung ERSTE WAHL.


3)Antidepressiva wie Bupropion und (weniger) Venlafaxin (für Dosierung und weitere Deteils siehe "Therapie Depression "). Bei Erwachsenen mit ADHS und Depression ERSTE WAHL.




Quelle: modifiziert aus Benkert, Hippius, Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie 12.Auflage; klinische Erfahrung.



Psychotherapie: Verhaltenstherapie

  • Erkennen von typischen ADHS-Symptomen und von problematischen Verhaltensweisen
  • Erlernen und Trainieren von Strategien für einen erfolgreichen Umgang mit den Symptomen (z. B. Methoden zur Planung des Tagesablaufs, Methoden zur Regulierung von überkochenden Emotionen)
  • Belastende Denk- und Verhaltensmuster abbauen (z. B. Meiden von Aufgaben aus Angst vor Fehlern, mangelndes Selbstwertgefühl)
  • Besserer Umgang mit Problemen, die aus ADHS resultieren können (z. B. Probleme am Arbeitsplatz, Scheidung o. ä.)
  • Erkennen von eigenen Stärken (z. B. Kreativität, Ehrlichkeit o. ä.)