F84 Autismus 

Therapie


Menschen mit Autismus fördern:

  • Beziehungsfähigkeit, Kommunikation und Sprache
  • Interaktion, Imitation und Spielverhalten
  • Wahrnehmungsverarbeitung und Bewegungsregulierung
  • Wahrnehmung von Gefühlen und deren Regulation
  • Selbständigkeitsentwicklung
  • Selbstwerterleben
  • erwünschtes Verhalten aufbauen, Problemverhalten abbauen

 

Die multimodale Arbeit fußt auf Erkenntnissen aus der (Autismus-) Therapieforschung. Die eingesetzten Verfahren versuchen teils ursächlich, teils kompensatorisch eine therapeutische Antwort auf die autismusspezifischen Störungskomplexe zu geben. Besonders werden dabei die Erklärungsmodelle der Perspektivübernahme (Theory of Mind), zum kontextbezogenem Wahrnehmen und Handeln (zentrale Kohärenz) und zum absichtsvollen, planerischem Denken und Verhalten (exekutive Funktionen) berücksichtigt. Bei der Anwendung der spezifischen Methoden ist uns eine von Wertschätzung geprägte Haltung für die Besonderheiten unserer Klienten eine wichtige Grundlage.

Die beschriebenen Methoden werden gemäß Alter, Störungsbild und Fähigkeitsniveau des Kindes eingesetzt. Sie haben innerhalb ihrer Kategorien lediglich exemplarischen Charakter und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Basismethoden zur beziehungsorientierten Förderung der „Schlüsselkompetenzen“

Zu Beginn einer Behandlung steht ganz wesentlich der Aufbau einer tragfähigen Beziehung zwischen Klienten und Therapeut. Auf dieser Grundlage finden in der Folge alle Interventionen statt. 

Die Förderung der „Schlüsselkompetenzen“, d. h. der Fähigkeit, auf die verbalen und nonverbalen Signale der Kommunikationspartner zu achten und sich daran zu orientieren, gehört zum Schwerpunkt der Anfangsphase der Therapie. Autistische Menschen haben keine angeborene Präferenz für das menschliche Gegenüber. Sie ziehen oftmals die Beschäftigung mit Gegenständen oder Spezialinteressen der Interaktion mit ihren Bezugspersonen vor. Aufgrund dessen lernen sie nicht in ausreichendem Maße, die wichtigen verbalen und nonverbalen Signale des Gegenübers zu beachten.

Folgende therapeutische Basismethoden eignen sich hervorragend zum Therapieeinstieg:

  • Early Start Denver Modell (ESDM)Relationship
  • Development Intervention (RDI)
  • Differentielle Beziehungstherapie (DBT)
  • Aufmerksamkeits-Interaktions-Therapie (AIT)
  • Sensorische Integration (SI)
  • Kreativtherapien (Kunst, Tanz, Musik, Theater, Zaubern)

 

Methoden zur Modulation autismusspezifischer Verhaltensstörungen

Die hier beschriebenen Methoden sollten stets auf der Grundlage einer tragfähigen (therapeutischen) Beziehung und bei ausreichend vorhandener bzw. geförderter Schlüsselkompetenzen angewandt werden. Es sei betont, dass es keine mechanistische „erst-dann“ Aufeinanderfolge geben kann. Auch in der Phase der Verhaltensmodulation kann es, z. B. in Krisensituationen, sinnvoll sein, der Stärkung der Beziehung Vorrang vor weiteren Verhaltensfortschritten zu geben.

 

Verhaltensmodulierende Methoden sind:

  • Early Start Denver Modell (ESDM)
  • Autismusspezifische Verhaltenstherapie (AVT)
  • Sprach- und Kommunikationsförderung – Lautsprache, Gebärden, Bildkarten, Talker u.a.m.
  • Strukturierungs- und Visualisierungshilfen nach TEACCH (Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children)
  • Training der sozialen Kompetenz: Social Stories, Comic Strip Conversations, Bild- und Filmimpulsmaterial, Computergestützte Programme, Soziale Kompetenzgruppen

Diese Verfahren haben einen deutlich strukturierenden und übungsbezogenen Charakter. Ihr Wert liegt in der Einflussnahme bei konkreten Verhaltensproblemen (z. B. Schlafstörungen), der systematischen Förderung hinsichtlich der autismusspezifischen Beeinträchtigungen (z. B. Sprache, soziale Interaktion) und den zeitnah und klar zu benennenden Therapieerfolgen.

 

Soziale Kompetenzgruppen bieten Hilfen bei folgenden Themen:

  • Erkennen und Ausdrücken von Gefühlen
  • Einsicht in und Anwendung von soziale(n) Regeln
  • Kooperationsfähigkeit
  • Erkennen des Sinns für soziale Gegenseitigkeit
  • Einnehmen verschiedener Blickwinkel
  • Identitätsbildung
  • u.v.m. 


Methoden zur Stabilisierung und Integrierung von Therapiefortschritten

Bevor eine Therapie bei uns zu Ende geht, ist es wichtig, sicherzustellen, dass die Therapiefortschritte sicher abrufbar sind und in den Lebensalltag der betreffenden Familie integriert werden können. Hierzu ist oft wichtig, mit den Betroffenen Leitlinien für ein Vorgehen bei erneuten Krisen zu besprechen. Ins Konzept einer autismusspezifischen Behandlung müssen stets auch die allgemeinen Entwicklungs- und Lebensthemen der Klienten einbezogen werden, z. B. Pubertäts- und Lebenskrisen. Auch der Mitberücksichtigung von Begleitstörungen, den komorbiden Störungen, kommt eine besondere Bedeutung zu. Zum Einsatz kommen folgende Methoden:

  • Gesprächspsychotherapeutische Methoden
  • Interventionen zur Identitätsbildung
  • Familiengespräche 


Schwerpunkte bei derFamilienunterstützung sind:

  • Hilfen beim Verstehen der Diagnose
  • Aufklärung, Beratung 
  • Hilfen bei autismusbedingten Auffälligkeiten im Schlaf-und Essverhalten und der Sauberkeitserziehung
  • Hilfen bei der Übertragung von Therapieerfolgen in den familiären Alltag 




Quelle: modifiziert aus https://autismus-institut.de/therapie-institut/autismustherapie/therapiekonzept/