F7 Therapie Verhaltensstörungen bei Menschen mit geistiger Behinderung


Mögliche Verhaltensstörungen


  • Schwere Fremdaggressionen (Andere schlagen, kratzen, verletzen; Gegenstände zerstören)
  • Schwere Autoaggressionen (Sich Finger in die Augen drücken, sich schlagen, sich kratzen)
  • Hyperaktivität (ständiges Hin- und Herrennen, kein Stillsitzen)
  • Depressive Zustände (kommunikative Abkapselung, sich zurückziehen, apatisches Verhalten)
  • Stereotypien, Autostimulation (rhythmisches Schaukeln, langanhaltendes Schreien)
  • Zwangshandlungen (Kontrollzwang, Waschzwang)
  • Kontaktprobleme im Sinne von Kontaktdistanz (Andere ständig umarmen, küssen oder an sich drücken; oder das Gegenteil)
  • Dissoziales Verhalten (Diebstähle, Anderen schaden)
  • Suchtverhalten (Alkoholmissbrauch, Drogenmissbrauch)
  • Sexuelle Auffälligkeiten (Onanieren in der Öffentlichkeit, Prostitution, sexuelle Übergriffe)
  • Psychische Störungen im engeren Sinn, zum Beispiel Angstzustände, Depressionen, Psychosen



Pädagogische Maßnahmen


  • Einstellungsänderung von Bezugspersonen, mehr Empathie und Akzeptanz
  • Förderung von Sozialverhalten, Verhaltensänderung nach Verhaltenstherapie (Belohnung und Bestrafung), Konfliktregelung ohne Aggressionen
  • Klärung und Aushandeln von Regeln, z.B. Absprachen für Gruppenverhalten
  • Betreuung verbessern, zum Beispiel mehr Sport anbieten
  • Veränderung des "krankmachenden Milieu
  • Pädagogisch-therapeutische Einzelhilfe, zum Beispiel individuelle Komprehension und Bearbeitung  kritischer Lebensprobleme wie Ablösung vom Elternhaus, Verluste, traumatische Erfahrungen


Medikamentöse Maßnahmen

Indiziert, wenn Auto- oder Fremdaggressives Verhalten, trotz pädagogisch-therapeutischer Maßnahmen, soweit eskaliert, dass keine Selbststeuerung mehr möglich ist und akute Gefährdung besteht oder bei psychischen Störung, die eine medikamentöse Therapie benötigen (zum Beispiel schizophrene Psychosen)

Wichtigste Regeln bei Menschen mit einer geistigen Behinderung:

1)"Weniger ist mehr", sowohl in der Dosierung als auch in der Kombination mit anderen Psychopharmaka (und paradoxe Reaktionen nicht selten)
2) "Körperliche Beschwerden ausschließen" (ist der Patient so unruhig, weil er Schmerzen hat, die er nicht äußern kann?)
3) "Depressive oder Angstzustände ausschließen" (ist der Patient so unruhig, weil er seelische Schmerzen hat, die er nicht äußern kann?) 



  • Schwere Fremdaggressionen ---) Atypische Antipsychotika wie Risperidon 0,25 bis 0,5 mg bis 4-mal am Tag oder Amisulprid 50 bis 100 mg bis 4-mal am Tag. Bei leichter Ausprägung Promethazin 10 mg bis 4x/Tag oder Pipamperon 20 mg bis 2x/Tag
  • Schwere Autoaggressionen ---) Atypische Antipsychotika wie Risperidon 0,25 bis 0,5 mg bis 4-mal am Tag oder Amisulprid 50 bis 100 mg bis 4-mal am Tag. Bei leichter Ausprägung Promethazin 10 mg bis 4x/Tag oder Pipamperon 20 mg bis 4x/Tag 
  • Hyperaktivität ---) Promethazin 10 bis 25 mg bis 4x/Tag oder Pipamperon 20 mg bis 4x/Tag. Bei einer klaren ADHS ---) Siehe Therapie ADHS
  • Depressive Zustände ---) Siehe Therapie der Depression (1/2 der normalen Dosis). CAVE:
  • Schlafstörungen ---) Siehe Therapie Schlafstörungen (1/2 der normalen Dosis) 
  • Stereotypien, Autostimulation ---) Versuch mit Antidepressiva wie SSRI oder Antipsychotika
  • Zwangshandlungen ---) Siehe Therapie Zwangsstörungen  (1/2 der normalen Dosis)
  • Suchtverhalten ---) Siehe Therapie Suchterkrankungen (1/2 der normalen Dosis)
  • Sexuelle Auffälligkeiten ---) Atypische Antipsychotika wie Risperidon und Amisulprid, siehe oben
  • Psychische Störungen im engeren Sinn, z.B. Angstzustände, Depressionen, Psychosen ---) Siehe Therapie psychischer Störungen (1/2 der normalen Dosis)