F45 Somatoforme Störungen 


THERAPIE DER WAHL: PSYCHOTHERAPIE

(Medikamente wie Antidepressiva sind nur dann indiziert, wenn die somatoformen Störungen im Rahmen schwerer Depressionen auftreten, siehe unten).


Bestandteile:


1. Informationsvermittlung und Vermittlung zu Bewältigungstrategien zum Krankheitsbild somatoforme Störung

2. Verbesserte Wahrnehmung von Zusammenhängen zwischen körperlichen und psychischen Prozessen

Hierzu sind Therapieverfahren geeignet, die einerseits die körperliche Wahrnehmung fördern, andererseits aber auch die damit verbunden Gefühle spürbar machen.

Geeignete Therapieverfahren:

  • Gruppe für somatoforme Störungen
  • Körperwahrnehmung
  • Tanztherapie
  • Feldenkraistherapie


3. Erkennen und Verstehen (unbewusster) Konflikte, die bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der somatoformen Störungen eine Rolle spielen

Auch somatoformen Störungen liegen häufig Konflike zugrunde, die dem Bewusstsein nicht zugänglich also unbewusst sind. Diese Konflikte sind üblicherweise von unangenehmen Gefühlen begleitet. Bei somatoformen Störungen werden diese Gefühle oft kaum wahrgenommen. Statt dessen stehen die durch die Gefühle ausgelösten körperlichen Beschwerden, die sich immer mehr verselbständigen, im Vordergrund. Entsprechend sollten nicht nur die Gefühle sondern auch die zugrunde liegenden Konflike behutsam bewusstgemacht werden, um Lösungen und alternative Erlebens- und Verhaltensweisen zu ermöglichen. 

Geeignete Therapieverfahren:

  • Psychodynamische Einzeltherapie
  • Psychodynamische Gruppenpsychotherapie
  • Psychodramatherapie
  • Problembewältigungsgruppe
  • Strukturgruppe


 4) Weitere Ursachen recherchieren, verstehen und verarbeiten, die die Entstehung von somatoformer Störungen begünstigt hat, wie zum Beispiel:

  • Ein Erziehungsstil, der bei Kindern keine Gefühle zugelassen hat („Ein Indianer kennt keinen Schmerz“)
  • Ein gewaltdominierter Erziehungsstil, auf den Kinder mit Körperbeschwerden statt mit Ängsten reagieren
  • Ein Erziehungsstil, der nur bei Körperbeschwerden Zuwendung zur Folge hatte
  • Traumatische Erfahrungen in Kindheit und Jugend, die eine „Abspaltung“ der Gefühle notwendig machten, um einigermaßen normal leben zu können
  • Traumatische Erfahrungen im Erwachsenenalter

Bei manchen Patienten kann die erhöhte Schmerzempfindlichkeit auch mit einer veränderten Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem zusammenhängen. Das ist typisch bei traumatisierten Patienten. In dem Fall ist auch eine Traumatherapie notwendig.


5. Veränderung der Einstellung zum eigenen Körper, Fördern von positiven und entspannenden, wohltuenden Körpererlebnissen, Aktivierung von Ressourcen

Derartige Erfahrungen können zunehmend ein Gegengewicht bilden zu der sich entwickelnden ständigen Angst vor schwerer körperlicher Erkrankung und dem permanenten störungsverstärkenden „In-sich-Hineinhorchen“. 

Geeignete Therapieverfahren:

  • Autogenes Training
  • Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson
  • Feldenkraistherapie
  • körperliche Aktivierungsangebote
  • Ich-stärkende Hypnosebehandlung
  • Kunsttherapie
  • Gestaltungstherapie


Quelle: modifiziert aus https://burghof-klinik.de/somatoforme-stoerungen/; https://www.schoen-klinik.de/somatoforme-stoerung

6. Körperliche Aktivierung:
Sport
Krankgymnastik

7. Medikamente wie Antidepressiva sind nur dann indiziert, wenn die somatoformen Störungen im Rahmen schwerer Depressionen auftreten. Bei dieser Indikation sind die besten Antidepressiva:

Bei Menschen unter 60 und/oder körperlich gesund
Trizyklische Antidepressiva wie Amitriptylin 2-3x/25 mg bis 3x/50 mg
 

Bei Menschen über 60 und/oder körperlich nicht gesund 

SNRI wie Duloxetin (auf QT-Zeit achten) 30 bis 90 mg oder Venlafaxin Ret 75 bis 225 mg am Tag