Psychose
Intro
Unter dem Begriff „Psychose“ fasst man eine Reihe (in vielen Fällen vorübergehender) psychischer Störungen zusammen, bei denen die Betroffenen den Kontakt zu der Realität verlieren, d.h. die Realität wird verändert wahrgenommen oder verarbeitet...
Krankheitsbild
Die Kernsymptome einer Psychose werden grob in drei Kategorien eingeteilt:
- positive Symptome (Wahn, Sinnestäuschungen, Ich-Störungen mit den jeweils dazugehörigen Einzelsymptomen)
- negative Symptome, auch Negativsymptome genannt (etwa verminderter Antrieb, weniger Fähigkeit, Emotionen zu empfinden)
- kognitive Symptome (zum Beispiel Denkstörungen)
Das Krankheitsbild bei Psychosen ist sehr vielfältig. Es gibt jedoch einige Symptome, die häufig auftreten: Führend sind Störungen des Denkens und der Wahrnehmung. Besonders charakteristisch sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen (meist akustisch, aber auch Geruchs-, Geschmacks-, Tast- und optische (Gesichts-) Halluzinationen). Wahnsymptome treten häufig in Form von Verfolgungswahn oder Beziehungswahn auf, bei denen der Betroffene Wahrnehmungen fälschlicherweise auf sich bezieht. Manche Betroffene haben den Eindruck, dass die eigenen Gedanken auch von anderen wahrgenommen oder beeinflusst werden können (sog. Ich-Störungen). Die Denkstörungen zeigen sich häufig in der Form von Problemen im formalen Denkablauf, was als Unkonzentriertheit oder Verwirrtheit erscheinen mag. Häufig begleiten Stimmungsschwankungen die psychotischen Symptome. Daneben treten häufig Einschränkungen der Leistungsfähigkeit.
Während bei einer primären Psychose vor allem psychotische Veränderungen wie Wahn oder Halluzinationen im Vordergrund stehen, treten bei sekundären Psychosen häufig zusätzlich Verwirrtheitszustände (Desorientierung), Bewusstseinsstörungen und Gedächtnisstörungen auf (siehe unten)
Einteilung der Psychosen
Primäre Psychose
Als primäre Psychosen werden diejenigen Krankheitsformen bezeichnet, bei denen keine transitorische/reversible/körperliche/organische Ursache feststellbar ist. Die häufigste Form der primären Psychosen ist die Schizophrenie, daneben werden verschiedene andere Formen psychotischer Störungen unterschieden, die unterschiedliche Krankheitsbilder aufweisen.
- Anhaltende wahnhafte Störungen – hierbei ist ein langandauernder Wahn das entscheidende klinische Merkmal. Betroffene entwickeln eine einzelne Wahnidee oder mehrere aufeinander bezogene Wahninhalte.
- Akute vorübergehende psychotische Störungen – charakteristisch sind ein akuter Beginn innerhalb von zwei Wochen und eine rasch wechselnde Symptomatik, bei der neben typischen schizophrenen Symptomen (Wahnvorstellungen, Halluzinationen und andere Wahrnehmungsstörungen) schwere Störung des normalen Verhaltens auftreten. Die Krankheitsdauer beträgt maximal bis zu drei Monaten.
- Im Rahmen einer Depression, einer Manie oder einer bipolaren Störung. Hier sind die Wahninhalte nicht bizarr wie in einer Schizophrenie (z.B. "Ich kann die Welt mit meinen Gedanken kontrollieren"; "Andere Menschen können meine Gedanken lesen" und so weiter) sondern die passen zu der Stimmungslage, das bedeutet bei einer Depression, dass sich die Wahnvorstellungen auf Schuld, Verarmung und Krankheit (Hypochondrie) beziehen. So glauben Betroffene, dass sie für eine nahende Katastrophe verantwortlich sind. Beim Verarmungswahn steht der irrationale Glaube im Vordergrund, alles Geld zu verlieren. Die Hypochondrie wiederum lässt die Betroffenen glauben, dass sie an schlimmen, unheilbaren Krankheiten leiden. Bei einer Manie oder manischer Episode im Rahmen einer bipolaren Störung leiden die Betroffenen unter einen Größenwahn, sie glauben zum Beispiel, dass sie Jesus sind usw.
Sekundäre Psychosen
Bei sekundären Psychosen ist eine Ursache feststellbar, durch die das Gehirn entweder unmittelbar oder indirekt beeinträchtigt wird. Diese Psychosen können als Folge
- organischer Erkrankungen (z.B. Epilepsie, Hirntumoren, Infektionen, Verletzungen, schwerwiegende Stoffwechselstörungen) oder als Folge von
- Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. Kortikosteroide) oder als Folge des
- Konsums von Drogen (z.B. Alkohol, Drogen – wie Cannabis, LSD) auftreten.
Eine klassische Form der sekundären Psychosen ist das hirnorganische Psychosyndrom/Delir, das mit Bewusstseinsstörungen, Gedächtnisstörungen, Orientierungsstörungen, Ich-Erlebensstörungen, Wahn und Halluzinationen einhergeht. Als Ursachen gelten vielfältige Veränderungen im zentralen Nervensystem, die auf Hirntumore, Schädel-Hirn-Trauma, frühkindliche Hirnschädigungen, Vergiftungen, Infektionen (z.B. Gehirn/Hirnhaut-Entzündung), Epilepsie oder Durchblutungsstörungen des Gehirns zurückgeführt werden können.
Therapie und Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung richtet sich nach der Entstehungsursache der Psychose.
Bei der Therapie von sekundären Psychosen erfolgt vor allem eine Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Tumoroperation, Behebung von Stoffwechselstörungen), soweit dies möglich ist. Auch der Verzicht auf Medikamente oder Drogen, wenn diese für den psychotischen Zustand verantwortlich sind, oder ein kontrollierter Alkoholentzug sind mögliche therapeutische Maßnahmen.
Behandlung der primären Psychosen:
- Im Rahmen einer Depression, einer Manie oder einer bipolaren Störung
Behandlung der sekundären Psychosen:
Siehe Psychiatrische Notfälle
Quelle: modifiziert aus https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/psychosen/therapie/