Pathologisches Glücksspielen
Pathologisches Glücksspielen gibt es in verschiedenen Formen. Am häufigsten ist das Spielen am Geldspielautomaten, aber auch Karten-/Würfelspiele, Online-Glücksspiele und Sportwetten nehmen ständig zu. Weit verbreitet sind außerdem Kasinospiele (z.B. Black Jack, Roulette).
Der Einstieg in die Abhängigkeit geschieht oft unbemerkt und schleichend. Der Geldeinsatz und die Erwartung eines möglichen Gewinns haben eine magische Anziehungskraft. Sie lösen einen Kick aus, der die Welt um das Glücksspiel herum vergessen lässt, sodass die vorhandenen Probleme und Sorgen durch das Glücksspiel in den Hintergrund gedrängt werden können.
Gewinne werden den eigenen Strategien zugeschrieben und befeuern die Zuflucht in das Spielen. Verluste werden äußeren Bedingungen zugeschrieben und deshalb ignoriert. Glücksspiele sind über die Dauer aber auf den Verlust der Spieler und den Gewinn der Betreiber ausgelegt. Geldverluste bedrohen dann die Existenz des Spielers. In diesem Stadium wird dann auch gespielt, um die Verluste wieder „rein zu bringen“.
Die psychischen und zwischenmenschlichen Konflikte nehmen wie in einer Abwärtsspirale immer mehr zu (z.B. Schulden, Konflikte mit Partner, kriminelle Delikte zur Geldbeschaffung), sodass das Glücksspiel schließlich zu einer erlösenden Parallelwelt wird. Im Verlauf dieser Entwicklung wird aus dem freiwilligen Glücksspiel ein zwanghaftes, unwiderstehliches (süchtiges) Verlangen zu spielen, dass nicht mehr kontrolliert werden kann.
Woran erkenne ich, ob ich spielsüchtig bin?
Ob Sie betroffen sind, können Sie an folgenden Merkmalen erkennen:
- Sie fühlen sich unruhig und gereizt, wenn Sie versuchen, Ihr Glücksspielverhalten einzuschränken.
- Eigene Versuche, das Spielen wegen negativer Folgen einzuschränken, schlagen fehl.
- Das Glücksspiel dient häufig dazu, die Beschäftigung mit anstehenden Probleme oder negativen Gefühlen zu vermeiden.
- Der Spieleinsatz wird gesteigert und gleichzeitig werden die negativen Auswirkungen des Spielverhaltens verdrängt.
- Erneutes Glücksspielen innerhalb kurzer Zeit, um Verluste zurück zu gewinnen.
- Die Glücksspielproblematik wird vor dem Umfeld verborgen.
- Die Finanzierung des Glücksspielens führt zu Überschuldung und manchmal auch zur Straffälligkeit.
- Durch das Spielen werden Beziehungen zu nahestehenden Personen erheblich belastet.
- Der Arbeitsplatz bzw. die berufliche Zukunft werden durch das Spielen gefährdet.
Behandlungsdauer und Behandlungsinhalte der Glücksspieltherapie
Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel 12 Wochen, bei zusätzlicher stoffgebundener Abhängigkeit (z.B. Alkoholabhängigkeit) meist 15 Wochen. Auch mit einer Kostenzusage von 8 Wochen (z.B. als Kurzzeit- oder Kombibehandlung) ist eine Aufnahme zur Behandlung des pathologischen Glücksspielens möglich.
Die Behandlung erfolgt im Rahmen eines gruppentherapeutischen Konzeptes mit 3-4 Terminen pro Woche (Ihre sogenannte Bezugsgruppe). Hinzu kommen therapeutische Einzelgespräche sowie Angehörigen-/ Familiengespräche. Für die Behandlung möglicher körperlicher oder psychischer Begleiterkrankungen sowie Folgeerscheinungen des pathologischen Glücksspielens (z.B. Schulden, Insolvenz, Obdachlosigkeit) stehen alle in der Klinik vorgehaltenen Behandlungsangebote zur Verfügung:
- spezielle (indikative) Gruppentherapien zu verschiedenen Problembereichen (z.B. Umgang mit belastenden Gefühlen, Probleme am Arbeitsplatz) bzw. für psychische Erkrankungen (z.B. ADHS, Depression)
- Psychiatrische Untersuchung und Behandlung bei psychischen Erkrankungen
- Ärztliche Untersuchung und Behandlung bei körperlichen Erkrankungen
- Sozialberatung: Sie erhalten u.a. Unterstützung bei der Einleitung einer Schuldnerberatung, beim Geldmanagement und bei sozialrechtlichen Fragen sowie bei Maßnahmen zur beruflichen Wiedereingliederung (z.B. Bewerbungstraining, Arbeitsbelastungserprobungen in externen Betrieben).
- Sport- und Bewegungstherapie
- physikalische Therapie und Physiotherapie
- Kunsttherapie
- Planung und Einleitung einer Weiterbehandlung (z.B. Adaption, ambulante Psychotherapie) und Nachsorge.
Spielerspezifische Schwerpunkte:
- Individuelle Analyse des Glücksspielverhaltens und gegebenenfalls des stoffgebundenen Suchtverhaltens
- Stabilisierung der Abstinenzmotivation und Abstinenzzuversicht
- Förderung rückfallvorbeugender Bewältigungsstrategien
- Förderung des Geldmanagements als Grundlage für einen selbstbestimmten Umgang mit Geld
- Überprüfung und Korrektur glücksspielspezifischer Überzeugungen, Gedanken und Fantasien
- Bearbeiten von Selbstwertproblemen und Förderung eines adäquaten Umgangs mit Gefühlen bzw. der Gestaltung von Beziehungen
- Umgang mit den Folgen des Spielens (z.B. Lügen, Schuldgefühle, Straffälligkeit)
Auslösende und aufrechterhaltende Bedingungen der Spielsucht sowie Bewältigungsstrategien:
- Welche Faktoren müssen zusammenkommen, damit eine Spielsucht entstehen kann?
- Wie funktioniert das glückspielspezifische Suchtgedächtnis?
- Wodurch werden glücksspielspezifische abergläubische Gedanken (z.B. „ich kann mit dem Spielen Geld verdienen/gewinnen“, „ich muss weiterspielen, um meine Verluste ausgleichen zu können“) begünstigt und warum fällt es mir so schwer, diese aufzugeben?
- Wie kann ich mich kurz- und langfristig vor Rückfällen schützen bzw. Rückfälle schnellstmöglich stoppen?
- Wie kann ich besser mit meinem Geld und meinen finanziellen Problemen umgehen?
Quelle: modifiziert aus Pathologisches Glücksspielen | MEDIAN Wilhelmsheim (median-kliniken.de)