"Mir geht es schlecht: was tun?"
Eine psychische Krise geht häufig mit einem veränderten Verhalten oder einer veränderten Denkweise einher. Auch die emotionale Welt verändert sich dramatisch. Klassische Zeichen einer psychischer Krise finden Sie hierunten:
- Ihre Stimmung hat sich verändert, Sie sind traurig, nervös, gereizt, usw.
- Sie können nicht schlafen oder schlafen zu viel.
- Sie haben mehr oder weniger Appetit als üblich.
- Sie fühlen sich nicht verstanden von ihrer Familie/Freunden.
- Sie fühlen sich von Ihrem Alltag überfordert.
- Sie fühlen sich unwohl in Ihrer Haut und hegen trübe Gedanken.
- Sie fühlen sich einsam.
- Sie wissen nicht, was Sie tun können, am besten würden Sie die ganze Zeit im Bett bleiben.
- Das ist so schon seit Wochen.
Wenn diese Punkte auf Sie zutreffen, holen Sie sich Hilfe. Je früher die Probleme angegangen werden, desto grösser ist die Chance, sich von einer psychischen Krankheit wieder ganz zu erholen.
Psychische Störung sind nicht bösartig, es gibt immer eine Lösung. Alleine auf die Lösung zu kommen, ist aber schwierig.
Was sind die Auslöser?
Auslöser einer psychischen Krise sind sehr häufig psychosoziale Belastungen:
- Trennung oder Tod von nahen Angehörigen und Freunden
- Konflikte in Familie
- Arbeitslosigkeit
- Selbstwertprobleme
- Traumatische Erfahrungen
- hoher Leistungsdruck
- soziale Isolation
- chronische Krankheiten wie Krebs, Schmerzerkrankungen, Demenz
- hormonelle Veränderungen im Wochenbett und in den Wechseljahren
- Verlust von seinen Träumen
- Gefühl der Hilflosigkeit: viele Probleme sind da, aber daran kann man nichts ändern
- Einfluss von psychotropen Substanzen wie Medikamenten
- Mangel an positiven Gefühlen wie Freude oder Zufriedenheit
Alle diese psychosoziale Belastungen frustrieren über eine längere Zeit unsere Grundbedürfnisse: nach Bindung, Selbstwertgefühl, Autonomie, Kontrolle, Lustgewinn und so weiter.
Man muss diese ganze Auslöser herausfinden und lernen, damit umzugehen (eine Bewältigung ist nicht immer möglich). Jeder von uns hat eine bestimmte Resilienz, bestimmte Grenzen: wenn es "zu viel wird", versucht unsere Seele mit einer psychischen Krise Aufmerksamkeit zu erregen: "ehy, jetzt muss du an deinem Leben was ändern!". Was Sie ändern sollten, können Sie zusammen mit Ihrem Therapeut herausfinden.
An wen soll ich mich wenden?
Grundsätzlich ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner für eine psychische Krise (Depression, Angstzustände, Psychose, Sucht usw.). Er wird sie dann an einen Facharzt bzw. eine Fachärztin für Psychiatrieüberweisen. Sie können sich auch direkt an einen Facharzt bzw. eine Fachärztin wenden. Bei der Terminvermittlung hilft die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (Tel.: 116 117).
Der Psychiater wird feststellen, ob ihre Krise so schwerwiegend ist, dass ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik notwendig ist. Zeichen dafür sind:
- Suizidgedanken oder Suizidimpulse
- Kognitive Störungen
- Wahngedanken
- Halluzinationen
- Psychomotorische Hemmung oder Unruhe
- Selbstverletzungen
- Aggressivität
- Akute Eigen- oder Fremdgefährdung
Wenn diese Zeichen nicht vorhanden sind, wird er Sie mit supportiven Gesprächen weiterbehandeln (mit regelmäßigen Terminen). Er wird Ihnen auch eine Psychotherapie empfehlen (er hat keine Kapazität dafür): bei der Suche nach einem Psychotherapieplatz sind Sie dran, in dem Fall lohnt es sich, bei Ausbildungsinstituten für Psychotherapie anzufragen. Diese bieten Psychotherapie durch angehende psychologische Psychotherapeutinnen/Psychotherapeuten an - mit Unterstützung von erfahrenen Psychotherapeuten. Da finden Sie schnellen einen Platz.
Wichtig ist, dass Sie während der Wartezeit in ärztlicher Behandlung bleiben. Für viele Menschen sind zudem Selbsthilfegruppen auch in der Wartezeit eine wichtige Stütze.
Im Falle von Suizidgedanken ist es wichtig, sich schnell an eine psychiatrische Klinik zu wenden. Rund um die Uhr ist dort ein Arzt/eine Ärztin zu sprechen in der Notaufnahme. Welche Klinik für Sie zuständig ist, finden Sie auf dieser Webseite heraus (unter "Beste Psychiatrie Bundesland" finden Sie die zuständige Psychiatrie für Ihren Wohnort).
Brauche ich auch Medikamente?
Die Verschreibung von Psychopharmaka (für Benzodiazepine und Hypnotika gibt es spezielle Regelungen, siehe weiter unten) sollte nur bei schweren Episoden (Merkmale schon oben aufgelistet) psychischer Störungen in Betracht gezogen werden. Mehrere Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass Antidepressiva bei leichten und mittelgradigen Depressionen nicht wirksam sind. Sogar bei schweren Depressionen besteht der Verdacht, dass die (sowieso geringe) nachgewiesene Wirksamkeit von Antidepressiva nicht an dem Wirkstoff liegt sondern an Placebo-Wirkung, natürlichem Verlauf der Störung, usw. Das bedeutet, eine psychische Störung ist grundsätzlich immer psychotherapeutisch zu behandeln (von Anfang an oder nach Besserung einer schweren Episode).